Ende 2019 stellten einige Mitglieder des Repairafés Hilpoltstein fest, dass sie sich Interessen teilen, die neben der Reparatur von Geräten auch den kreativen Umgang mit Technik umfassen. Schnell war klar, dass noch keine entsprechende Interessengruppe in der Umgebung unseres schönen Städchens existiert - deshalb wurde der Entschluss gefasst, selbst aktiv zu werden: Ein eigener Chaostreff musste her…
Chaos- wer?
Namensgeber des “Chaos” ist der Chaos Computer Club, ein Verein, in dem sich ein großer Teil der deutschen Hackerszene zusammengeschlossen hat. Seit seiner Gründung im Jahr 1981 hat sich der CCC zu einer maßgebenden Nichtregierungsorganisation (NGO) in allen Fragen der Computersicherheit entwickelt.
Der CCC ist dezentral organisiert und teilt sich in Erfa-Kreise (Erfahrungsaustausch-Kreis) und Chaostreffs auf. Während ein Erfa-Kreis eigene, an die Vereinsstruktur des CCC gebundene Vereine sind, versteht man unter einem Chaostreff ein lockeres Zusammentreffen von Hackern, Haecksen und anderen Technikbegeisterten, die sich dem CCC nahe fühlen, aber keiner eigenen Vereinsstruktur angehören.
Hacker? - Ihr brecht in Systeme ein?
Nicht wirklich.
Der Begriff “Hacker” wird heute - besonders in den Medien - häufig für jemanden verwendet, der illegal in Computersysteme eindringt. Allerdings umschreibt “Hacking” ursprünglich den kreativen und originellen Umgang mit Technologie: Das Auskundschaften und Ausreizen des Machbaren durch Tüftler, die einen Spaß daran haben, Dinge zu zerlegen, zu verstehen, wie diese funktionieren und sie dann (optional) wieder zusammenzubauen - wobei das Endergebnis nicht zwingend dem Originalzustand entsprechen muss.
Ein Hacker ist jemand, der versucht einen Weg zu finden, wie man mit einer Kaffeemaschine Toast zubereiten kann
— Wau Holland - Gründer der Chaos Computer Clubs
Selbst wenn sich ein Hacker mit Computersystemen auseinandersetzt, dann folgt er dem Prinzip, Dinge verbessern zu wollen - nicht, um einen persönlichen Vorteil daraus zu erlangen. Hacker fühlen sich an eine Hackerethik gebunden - was sie von kriminellen “Crackern” oder sonstigen dubiosen Organisationen abgrenzt.
Wir als Chaostreff Hilpoltstein fühlen uns als Hacker im Sinne dieser ursprünglichen Definition. Unsere Ziele sind es, Technologie kreativ zu nutzen, Wissen zu verbreiten, Dinge besser zu hinterlassen, als sie vorher waren - und dabei Spaß zu haben.
Was macht ihr denn nun konkret?
Da wir uns gerade erst zusammengefunden haben, existieren noch keine konkreten Projekte. Sobald sich dies ändert, werden wir an dieser Stelle und im Blog weitere Details bekanntgeben. Zunächst kümmen wir uns um die nötige Infrastruktur (wie zum Beispiel diese Seite).
Grundsätzlich ist vieles möglich - angefangen beim lockeren Zusammensitzen bei Mate und Keksen, über Löt- 3d-Druck- oder sonstige Bastelprojekte oder Vorträgen zu interessanten Themen bis hin zur Hilfe zu konkreten Problemen des (Technik-)Alltags. Hier arbeiten wir nach dem Prinzip “Alles geht - nichts muss” - die Teilnehmer des Chaostreffs entscheiden, wo die Reise hingeht.
Allerdings haben wir uns, wie oben erwähnt, einige Ziele auf die Fahnen geschrieben, nach denen wir unser Handeln ausrichten wollen:
- Wissen über Technik verbreiten
Wie schwingt man einen Lötkolben? Was ist programmieren eigentlich? Und warum sollte es mir nicht egal sein, wer meine Daten hat? Technologie und der Umgang mit ihr stellen viele Menschen vor Hindernisse. Diese möchten wir beseitigen helfen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. - Technologie kreativ nutzen
Hacker zu sein heißt, Dinge aus Geräten und anderen Technologien herauszukitzeln, an die vorher niemand gedacht hat (oder nicht denken wollte). Ob nun Kunst, neue Funktionen oder ein neues Leben für alte, sonst schrottreifer Geräte dabei herauskommen - wichtig ist der Weg dorthin und die Dinge, die man dabei lernen kann. - Dinge besser hinterlassen, als sie vorher waren
Wir geben uns mit dem Status Quo nicht zufrieden. Wenn etwas besser geht, warum sollte man es dann nicht versuchen? - Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen
Was passiert um uns herum? Die Frage interessiert nicht nur den geneigten Hacker. Verfügbare Daten sind dazu da genutzt zu werden. Gleichzeitig muss immer sichergestellt sein, dass alles was privat ist, auch privat bleibt. - Spaß haben
Dieses Thema darf natürlich nicht zu kurz kommen. Wir treffen uns immerhin freiwillig und in unserer Freizeit. Wo wäre der Sinn, wenn wir keinen Spaß bei unseren Projekten hätten?
Des Weiteren gibt es ein zentrales Ziel, welches wir verfolgen:
Die Einrichtung und den Betrieb eines eigenen Hackerspaces.
Hackerspace - was ist das nun schon wieder?
Ein Hackerspace (von Hacker und Space, engl. für Raum) oder Hackspace ist ein physischer, häufig offener Raum, in dem sich Hacker sowie an Wissenschaft, Technologie oder digitaler Kunst (und vielen anderen Bereichen) Interessierte treffen und austauschen können.
— Wikipedia
Konkret ist unsere Vision eines Hackerspaces eine Mischung aus Werkstatt, FabLab und Treffpunkt, in der wir sowohl unsere eigenen Projekte realisieren, als auch interessierten Gästen bei ihren Anliegen helfen können.
Hierbei sollen verfügbare Arbeitsplätze und Geräte wie beispielsweise 3d-Drucker im Zuge eines “Open Lab” regelmäßig der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen - natürlich unter Aufsicht und Einweisung durch fachkundige Mitglieder des Chaostreffs.
Wo und wann kann man euch antreffen?
Aktuell treffen wir uns alle zwei Wochen (ungerade KW) Dienstags gegen 18:00 Uhr virtuell.
Aber ich bin kein Hacker - darf ich denn dazukommen?
Natürlich.
Wenn du dich für Technik interessierst oder einfach nur neugierig auf den Chaostreff bist, heißen wir dich herzlich willkommen.